ÖFB-Cup, 1. Runde, 26.7.2025
Hohe Warte, 3.541
So schwarz-weiß war die Hohe Warte noch nie. Da sich der Hernalser Sportclub-Platz im Umbau befindet und die Ausweichspielstätte im Ottakringer Trainingszentrum für ein Spiel dieser Größenordnung nicht ausreicht, verlegte der Wiener Sport-Club es in das Stadion des Derbyrivalen Vienna. Im Fanshop hat der Verein Leiberln mit der Aufschrift „Ottakring“ als „Zweitwohnsitz“. Nunmehr kam in dieser Saison Döbling als Kurzzeitresidenz dazu.
„Oh when the blacks go marching in ...“ sangen die Sport-Club-Fans und auch die WSC-Mannschaft versteckte sich nicht und ging mutig ins Spiel. Allerdings zeigte sich sehr schnell der Klassenunterschied deutlich. Auch wenn die Anzeigetafel zwischenzeitlich ein 2:0 anzeigte, hatte der LASK zur Pause schon auf 0:4 gestellt. In der zweiten Hälfte legten sie nicht mehr eins drauf und zogen schließlich problemlos in die zweite Runde sein. Der Wiener Sport-Club kann mit seiner Darbietung aber auch zufrieden sein.
Das sah auch der Anhang so, der den Spielern nach Schlusspfiff lang applaudierte. „Sportclub, Sportclub ...“ erschallte es aus dem sonst dem Vienna-Fansektor vorbehaltenen Tribünenbereich. „Wir ersuchen euch alle, die Tribüne unseres vielfachen Derby-Gegners zu respektieren und bitten euch, die Tribüne der Vienna nicht mit Pickerln zuzukleben“ hatte die Friedhofstribüne vorab mitgeteilt. Man war zum Cupspiel sichtlich motiviert und supportete mehr und lauter als normal. Spruchbänder gab es von der FHT zum Nazi-Aufmarsch in der Wiener Innenstadt an diesem Tag („Scheiß IB!“) und den Festnahmen der dagegen Protestierenden durch die Polizei („Free all Antifas!“). Weitere Botschaften hatte Links vorne zum beim LASK spielenden Gewalttäter Boateng („LASK – Wir scheißen auf euren Täterschutz“) und dem von der Post AG angekündigten Verbauung des Postplatzes und damit dem Ende des Post SV („Postsportplatz nur mit Post SV“).
Auf der Hohen Warte hatte der LASK 1964/65 seinen ersten und einzigen österreichischen Meistertitel gefeiert, als sie hier am 3. Juli (!) des Jahres 1965 am letzten Spieltag 2:0 gegen die Vienna gewannen und gleichzeitig leider Tabellenführer Rapid beim GAK an der Körösistraße verlor. Es war damals das erste Mal, dass der Meister von außerhalb Wiens kam. Im selben Monat Juli, sechzig Jahre danach, war der LASK nun hier wieder zu Gast. Entsprechend erschallte aus dem Auswärtssektor zu Spielbeginn ihr Gesang „'65 war'n ma Meister, und des is vü z'lang her“ und sie zeigten dazu ein Intro mit Abbildung des damaligen Mannschaftsfotos, „Österreichischer Fußballmeister“ und den Daten 03.07.1965 Hohe Warte. Ein späteres Spruchband galt Franz Viehböck, einem kürzlich verstorbenen damaligen LASK-Spieler. Weitere Spruchbänder der Landstrassler galten dem nach Genk gewechselten Tormann Lawal und den seit einiger Zeit mit von der Polizei verursachten besonderen Umständen für Fußballfans im Bezirk Döbling („1,3 Meter für Döblinger Gartenzäune statt Einschränkungen für Fahnenstangen und Fanfreiräume – Scheiß Kiwarei“). Selbst hat der LASK derzeit ja auch weiter mit seinem Alleinherrscher zu kämpfen, sodass auch „Siegmund Gruber raus“-Gesänge zu hören waren und die zweite Hälfte über ein Protestbanner „Alles für den LASK – nichts für die Firma“ hing.
Eine besondere Ausgabe brachte das Stadionprogramm heraus, denn zu diesem Spiel erschien nicht ein übliches Heft Alszeilen. Das schwarz-weiße Stadionmagazin, sondern Hohe Warte. Das schwarz-weiße Naturarenamagazin mit der Nummerierung #01a. Auf 28 Seiten gibt es darin wie von den Alszeilen gewohnt Informationen über aktuelle Themen, das anstehende Spiel, historische Begegnungen (ÖFB-Cup-Viertelfinale zwischen dem LASK und dem WSC 1967), News der FHT-Reiseleitung zu Auswärtsspielen und Kulturberichterstattung. Hier ging man aber auch auf den Kampf um die Vereinsfarben im LASK mit Vorstellung der Initiative Schwarz-Weiß ein und widmete sich kritisch dem Trend zum Verlust von Vereinskultur durch neue Wappen, dem sich auch der LASK angeschlossen hat. Dem genius loci entsprechend wird im Heft auch die Stadiongeschichte der Hohen Warte dargestellt.
Zuletzt hatte der Wiener Sportclub 2022/23 im ÖFB-Cup gespielt und es dabei zum hundertjährigen Jubiläum seines Cupsiegs 1922/23 bis ins Viertelfinale gegen die SV Ried geschafft. Drei Saisonen danach war man wieder dabei und traf wieder auf einen Oberösterreicher, unterlag aber diesmal dem LASK.